Gau Daleminzi

Der Gau Daleminzi (andere Schreibweisen: Daleminzien, Daleminzi, Daleminci, Dalaminza) war ein mittelalterliches Herrschaftsgebiet in Zentralsachsen mit slawischer Besiedelung. Das Gebiet liegt im heutigen Mittelsachsen sowie in Teilen des Landkreises Meißen und Nordsachsen. Es grenzte im Westen an das Gau Chutizi, im Osten an Gau Nisan.

Der Name Daleminzi ist vermutlich deutschen Ursprungs. Die dort siedelnden Slawen nannten sich selbst Glomaci (Glumaci). Dieser Begriff wiederum entspringt aus der Bezeichnung des zentralen Heiligtums Glomuci (-> Karte), ein flacher Quellsee, der allerdings 1807 beginnend ausgetrocknet bzw. abgeleitet wurde. Unweit dieser Quelle befindet sich die wiederentdeckte Burg Gana, welche von Experten als Hauptburg angenommen wird.

Grenze / Gebiet

Das Gebiet lässt sich anhand der Quellenlage nur grob einzeichnen, vereinzelt gibt es jedoch Quellen, die eine präzise Einordnung möglich machen. Im Norden und Nordosten verläuft die Grenze auf Höhe Dahlener Heide bis Strehla (Strale) und von da elbaufwärts über Riesa bis nach Meißen (Misni). Es wird jedoch berichtet, dass auch östlich der Elbe (Albia) Einfluss bestand, im Bereich Großenhainer Land. Südlich von Meißen entspricht die Ostgrenze fast genau der heutigen Landkreisgrenze Mittelsachsen<>Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Im Süden ein ähnliches Bild: Die Grenze entspricht der Staatsgrenze zur Tschechischen Republik. Etwa auf Höhe Reitzenhain – dort befindet sich heute eine Schnellstraße nach Prag – knickt die Grenze wieder nach Norden ab und geht durch Chemnitz. Ein Grenzverlauf entlang der zahlreichen Flüsse in diesem Gebiet ist sehr wahrscheinlich. Nennenswert sind dabei denkbare Verläufe entlang der Zwönitz sowie entlang der Chemnitz, allerdings nicht bis zur Vereinigung der Chemnitz mit der Zwickauer Mulde, da dieses Gebiet bereits im Gau Chutizi lag. Der weitere Verlauf im Westen ist dann in direkter Nachbarschaft zum Gau Chutizi, etwas westlich der Städte Mittweida, Waldheim, Döbeln, Mügeln und hoch zum Wermsdorfer Wald.

Den von mir anhand von Karten und Quellen rekonstruierten Verlauf habe ich auch auf der historischen Karte Mittelsachsen visualisiert. Sofern ich neue Quellen finde oder sich alte Quellen als Irrtümer herausstellen, passe ich diese Darstellung an. Ich weise explizit darauf hin, dass die Quellenlage dürftig ist und hier und da auch Irrtümer oder gar Fälschungen in der Geschichtsschreibung auftraten. Einige Sachverhalte sind strittig und bis heute durch Experten nicht exakt zu klären gewesen. Der Grenzverlauf ist also immer mit diesem Umstand im Hinterkopf zu betrachten und kann sich in Zukunft noch verändern. Auch stehen mir aktuell nicht alle Quellen zur Verfügung – dies wird sich im Laufe meiner eigenen Forschungen entsprechend weiterentwickeln.

Quellenlage & Systematik

Den ersten, groben Grenzverlauf habe ich anhand des Abdruckes aus dem Allgemeinen historischen Handatlas zum Heiligen Römischen Reich von 1886 entnommen. Die Karte ist allerdings stark verzerrt und nicht exakt genug, sodass ich mittels Überlagerungstechnik eine Anpassung auf eine moderne Karte vorgenommen habe. Dennoch war es nicht möglich, alle Orte exakt über die heutigen Orte zu legen – bei einigen kamen mir sogar Zweifel auf, ob der damalige Autor sich nicht um viele Kilometer vertan haben muss. Vielmehr stellte ich jedoch fest, dass die Flussverläufe erstaunlich gut erfasst wurden und sich besser eignen.

Überall dort, wo die Grenze auf Flussläufe trifft bzw. an diesen entlang, habe ich auch den Flussverlauf als Grenzmarkierung hergenommen. Abgesehen von kleineren Abweichungen, die durch das starke Mäandrieren der Flüsse oder nach Hochwasserkatastrophen entstehen, dürften das auch die damals natürlich existierenden Grenzen gewesen sein.

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